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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Frohe Weihnachten



Für alle von Euch, die sich gewundert haben ob wie vielleicht kein Visum mehr bekommen haben (nach meinem letzten Post im August zu diesem Thema…) und in den Untergrund gehen mussten: Nein, dem ist nicht so. Wir halten uns weiterhin legal in Nepal auf, allerdings komme ich mir schon so vor, als wenn ich in den letzten Wochen untergetaucht wäre. Es gab einfach wieder unglaublich viel Arbeit, nervige Deadlines, unkooperative Gegenüber und das übliche… Jetzt bin ich froh, dass Miriam und ich bald (morgen) in den Weihnachtsurlaub nach Deutschland fahren, ich glaube eine kurze Pause tut uns beiden gut. Diesmal bleiben wir sogar bis Anfang März, allerdings habe ich mir vorgenommen, in der Zeit einiges an meiner Doktorarbeit zu schaffen, mal sehen, wie es mit diesem Plan funktioniert.  

Obwohl wir so weit weg sind, haben Miriam und ich es dieses Jahr geschafft, auch ein paar Weihnachtselemente in unserem Alltag unterzubringen. Der größte Hit war ein Lebkuchenhaus das wir gebaut haben, die Lebkuchen und den Zuckerguss habe ich gekauft, und Miriam hat es sehr phantasievoll zusammengefügt. Vorgestern haben wir es dann zu Furba gebracht und alle vier Kinder dort waren total aufgeregt und glücklich über die Zuckerbombe. 

Kartoffelstempel in unserer Küche

In der Weihnachtsbäckerei...


Das Lebkuchenhaus dekorieren...

Stolz wie Oskar :-)

Wer möchte nicht in so einem tollen Haus wohnen....

Pasang versucht noch die richtigen Finger zu finden

Ohne Worte...


Gestern hat mich dann die Weihnachtsstimmung hier im Supermarkt auch eingeholt, im Bath Batheni lief natürlich „Last Christmas“. Sowohl Tilak als auch Miriam haben sich dann unauffällig von mir entfernt, als ich angefangen habe mitzusingen :-).




Miriam und ich hoffen, dass wir viele von Euch in Deutschland sehen werden und freuen uns schon sehr auf zu Hause! Auf diesem Wege wünschen wir Euch schon mal eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr! 


Donnerstag, 28. August 2014

Alle Jahre wieder…



Mitte September läuft wieder mal unser Visum aus, so dass ich in den letzten Wochen schon angefangen habe, die Papiere zusammen zu klauben, die wir für die Verlängerung brauchen. Ich habe ein Studentenvisum, da ich auch bei der Tribhuvan Uni in Kathmandu eingeschrieben bin. Das Prozedere ist eigentlich geradlinig, auch wenn etwas lang und nervig: Ich brauche einen Empfehlungsbrief von meinem Betreuer an der Uni, damit gehe ich zum Department of International Relations, die geben mir wieder einen Brief, damit gehe ich zum Bildungsministerium, die geben mir wieder einen Brief, und damit kann ich dann endlich zum Immigrationsbüro. Um das Empfehlungsschreiben von meinem Professor habe ich mich schon letzte Woche gekümmert, und am Montag wollten wir zum International Relations Büro, damit auch der Teil erledigt ist. Pustekuchen, der Tag wurde endlos…
Zuerst mussten wir den Brief abholen, in der Reiseagentur des Assistenten meines Professors (der hat noch einen Zweit- und Drittjob neben der Uni…). Miriam war natürlich dabei, und als wir dann noch den obligatorischen Tee getrunken haben, kam Gyanu auf die glorreiche Idee, den Fernseher an zu machen, damit sie was gucken kann. Animal Channel von National Geographic, erst mal ja gar nicht so verkehrt, aber leider lief da gerade eine Sendung über Unfälle mit Tieren. Und so haben wir dann schöne Liveaufnahmen von einer Frau gesehen, die durch die Gitterstäbe von einem Eisbär (Biggie) gebissen wurde. Die nächste halbe Stunde hat Miriam mich mit Fragen bombardiert a la „Mama, warum liegt die Frau auf dem Boden?“,  „Mama, warum beißt der Eisbär die Frau?“ und „Mama, warum ist die Hose von der Frau rot?“. Aber ausschalten ging dann auch nicht mehr, ich habe die Erfahrung gemacht, dass Miriam Dinge viel besser verarbeitet, wenn sie auch das Ende kennt, und da vorher schon das „Opfer“ von ihrer Entscheidungsfindung berichtet hatte, die zwei vorherigen Gitter zu übersteigen um ein gutes Foto zu machen, wusste ich ja zumindest, dass sie überlebt hat…
Naja, als dann der Eisbär endlich von der Frau abgelassen hatte, konnten wir uns dann auch schnell verabschieden und sind zum International Relations Büro gefahren. Dort hat Miriam ihre Malsachen ausgepackt und ich habe stolz meine Papiere vorgelegt, in der irrigen Annahme, alles sei komplett. Leider brauche ich offensichtlich auch einen Brief vom Fachbereichsleiter Geographie, und wie mir die nette Dame dann mitteilte, war letztes Jahr mein Betreuer noch dieser Fachbereichsleiter, daher reichte ein Brief, dieses Jahr sei das aber jemand anders, daher ein zweiter Brief. Hätte mir ja auch mal jemand sagen können…
Ok, also musste Miriam wieder alles einpacken und wir sind zum Geographieinstitut gefahren, was eine ganz schöne Strecke ist, weil der Campus riesen groß ist. Gelaufen wäre ich locker eine halbe Stunde glaube ich. Dort wurde ich dann auch schnell zum neuen Fachbereichsleiter vorgelassen, den ich auch noch von meiner Präsentation vor zwei Jahren kannte. Er hat sich auch an mich erinnert, obwohl die Frage, wie es denn mit meiner Migrationsforschung liefe dann doch Anlass zu der Annahme gab, dass er mich irgendwie verwechselt hat. Naja, dann hat er mir ein paar alberne Fragen zu meiner Forschung gestellt (er hatte meinen Fortschrittsbericht vorliegen und hat Halbsätze daraus vorgelesen, die ich dann vervollständigen durfte…) und hat mir anschließend mitgeteilt, dass das ja alles schön und gut sei, aber er hätte gar keine Unterlagen darüber, ob ich denn wirklich eingeschrieben sei, ob ich da was mit hätte. Hatte ich natürlich nicht, und eigentlich besteht die Dokumentationspflicht ja auf deren Seite, alle Briefe von den International Relations sind auch in Kopie an das Institut gegangen. Aber wenn das so sei, könnte er mir leider keinen Schrieb ausstellen, da könnte ja jeder kommen. In dem Moment bin ich fast geplatzt. Da verschlampen die meine Akte, der Typ kennt mich sogar und weiß genau, dass ich seit zwei Jahren am Institut eingeschrieben bin, und immer noch kommt der mir blöd. Diese Korinthenkackerei gepaart mit vollkommener Unfähigkeit bringt mich mittlerweile so auf die Palme, manchmal habe ich das Gefühl, dass man in Nepal nur in hohe Positionen kommt, wenn man diese Kombination beherrscht.
Nachdem ich mich dann ein wenig aufgeregt habe, hat er auch zugegeben, dass der Fehler auf ihrer Seite liegt, aber ich sollte doch bitte trotzdem selbst eine Kopie meiner Unterlagen bei den International Relations besorgen. Darauf bin ich dann auch sofort eingegangen, wer weiß, was die mit meinen Papieren gemacht hätten, wenn ich das denen überlassen hätte. Also musste Miriam wieder ihre –gerade ausgepackten – Malsachen einpacken und zurück zu den International Relations. Dort war die Sachbearbeiterin ganz entsetzt, wie es denn sein könnte, dass so offizielle Dokumente einfach so verloren gehen, hat mir dann aber wenigstens schnell eine Kopie gemacht. Wieder Kommando zurück, wo dann der Fachbereichsleiter ohne einmal auf die Kopie zu blicken seinen Assistenten angewiesen hat, die Bescheinigung auszustellen. Hätte man ja auch nicht schon in der Zwischenzeit machen können… Es sollte eine einfache Bestätigung über zwei Zeilen sein, dann ist aber noch in wilder Diskussion ein einseitiger Brief entstanden, der dann nach einigem hin und her auch unterzeichnet wurde. Arme Miriam, schon wieder musste sie ihre Sachen packen und es ging zurück. Zum dritten Mal an dem Tag saß ich dann also vor der Frau, aber diesmal war alles richtig und ich durfte meine Unterlagen abgeben. Auf dem Weg zurück in die Stadt habe ich glaube ich ununterbrochen geflucht.
Nächsten Montag muss ich meinen Brief dort abholen und dann zum Bildungsministerium, dann geht es in die zweite Runde…  Wünscht mir Glück und Geduld!

Freitag, 22. August 2014

A busy day



Im Moment ist Miriams Betreuungssituation ein wenig schwierig. Bis jetzt war sie ja tagsüber immer bei Furbas Familie, aber in den letzten Monaten sind dort immer mehr Leute ausgezogen. Am Anfang  haben in dem Haus Furbas Eltern, seine drei Brüder, seine Schwester mit Kind sowie eine Cousine gewohnt, so dass immer was los war und Miriam immer jemanden hatte, der mit ihr gespielt hat. Im Laufe des letzten Jahres sind es aber immer weniger Leute geworden, mittlerweile sind nur noch Furba, seine Mutter und sein Bruder da. Tagsüber sind die beiden auch noch in der Schule, so dass Miriam glaube ich manchmal sehr langweilig ist und sie nicht mehr so viel Spaß dort hat. Seitdem wir auch noch unsere Wohnung in Kathmandu haben und die Hälfte der Woche dort sind, hat sie gar keine Lust mehr, dorthin zu gehen und jeder Morgen ist eine endlose Diskussion. Immer öfters bleibt sie jetzt einfach im Büro, vor allem da im Moment keine Volontäre da sind ist das kein großes Problem, meistens jedenfalls. Heute war wieder so ein Tag, Miriam ließ sich absolut nicht dazu überreden, zu Furba zu gehen, unser Kompromiss war dann, dass sie im Büro bleibt, aber dann auch mithelfen muss. Und das hat sie dann auch, unsere To-Do Liste war heute sehr lang, und Miriam hat richtig mit angepackt. 

Hör auf zu fotografieren Mama und hilf mir endlich...

Treppen schrubben - jetzt rutscht keiner mehr auf dem Algenbelag aus

Der Wasserkanal vor dem Demozentrum war verstopft, was dazu führte, dass das Wasser über die Treppen ablief - daher die Algen. Miriam hat alle Probleme gelöst!

Wir haben Setzlinge gepflanzt, gejätet, die Treppen sauber gemacht, Kanäle nachgegraben, unser Kalkfeld vermessen und zwischendurch immer wieder aufgeräumt, damit es für das Farmers Meeting morgen auch ordentlich aussieht… Jetzt sitzt Miriam neben mir auf der Matratze und ist vollkommen fertig, ich glaube, sie schläft gleich im Sitzen ein. 

Raisterrassen sind und bleiben schön

Das ferne Kathmandu...
Marienkäfer (oder wie Miriam sagt: Ladybird) im Maisfeld

Selfie im Maisfeld


Hoch war ja einfach, runter gehts auf dem Popo...
Schön war dann auch noch ein Kommentar von Miriam heute Nachmittag. Nach dem „Arbeitstag“ sind wir dann auch noch kurz mit zu Sita gegangen, um ein paar Pflanzen dort abzugeben, auf dem Rückweg konnte Miriam dann nicht mehr laufen (…) und wollte unbedingt auf meinen Rücken. Ich hab dann gesagt, das sei in Ordnung, aber erst dann, wenn ein Stein kommt von dem sie „aufsteigen“ kann, Miriam wiegt mittlerweile um die 17 Kilo, und in die Hocke gehen und dann mit lebendem Rucksack wieder aufstehen ist ganz schön schwierig geworden.  Das wollte sie dann aber ohne weitere Begründung nicht hinnehmen, also hab ich einfach gesagt: „Ich bin eine alte Frau, ich kann nicht mehr so in die Knie gehen.“ Da hat Miriam mich mit großen Augen angeguckt und hat gesagt: „Nein Mama, du bist doch keine alte Frau, du bist eine neue Frau!“.

Mama, du bist keine alte Frau, du bist eine neue Frau...

Eine perfekte Lösung für die jetzige Betreuungssituation habe ich auch noch nicht, aber ich denke, es läuft darauf hinaus dass ich eine Schule für Miriam in Kathmandu suchen werde. Sie fühlt sich dort sehr wohl, und mit der Zeit kann ich hier in Kaule immer mehr Verantwortung abgeben, so dass ich dann auch nicht mehr jeden Tag hier sein muss. Allerdings werde ich sie wohl erst nächstes Jahr anmelden, jetzt im Herbst bekommen wir so viel Besuch, dann werde ich ja Weihnachten wieder nach Deutschland fliegen, ich glaube da wären wieder zu viele Unterbrechungen drin, als dass sie sich vernünftig eingewöhnen könnte. Also noch ein paar Wochen mit Miriam als meiner Co-Workerin…