So gut wie jeder Tourist, der nur für drei Wochen nach Nepal
fährt macht mindestens eine kleine Wanderung, Nepal ist ja vor allem bekannt
für seine Treks. In fast drei Jahren
hatten wir es leider immer noch nicht geschafft, auch mal länger wandern
zu gehen. Das sollte sich jetzt ändern, letzte Woche waren wir für fünf Tage
unterwegs und entsprechen jetzt endlich auch dem Stereotyp des Nepalreisenden –
wenigstens so halbwegs…
Montags morgens ging es dann los, zuerst sind wir mit dem
Bus nach Panauti gefahren, und von dort wollten wir loslaufen. Anke und Maya,
zwei Volontäre aus Kaule sind auch mitgekommen und haben dankenswerterweise
unser Gepäck getragen, dass ich zeitweise noch Miriam im Tragetuch tragen
musste und daher keinen Rucksack schleppen konnte… In den Momenten, in denen
Miriam selbst gelaufen ist, hat uns das dann viele lustige Blicke eingebracht,
weil ich ohne jegliches Gepäck gelaufen bin…
Genau in dem Moment, in dem wir in Panauti aus dem Bus
gestiegen sind, hat es natürlich angefangen zu regnen. Eigentlich ist der März
einer der trockensten Monate des Jahres hier, aber natürlich nicht, wenn wir
wandern gehen möchten. Wir dachten, es sei nur ein Schauer, haben uns die Laune
nicht verderben lassen und sind losgelaufen. Nach einer halben Stunde ist der
Nieselregen dann immer heftiger geworden und plötzlich hat es total angefangen
zu gewittern. Wir haben uns dann von Dach zu Dach gehangelt, am Anfang immer in
der Annahme, dass es bestimmt gleich aufhört. Hat es aber leider nicht, und
irgendwann sind wir einfach weitergelaufen, um irgendwann anzukommen. Wir waren
alle nass bis auf die Knochen – trotz Regenjacken –, aber zum Glück war es
wenigstens nicht kalt. Im Regen hatte Miriam natürlich keine Lust zu laufen und
ich musste sie fast die ganze Zeit tragen, zwischenzeitlich wäre ich manchmal
am liebsten sitzen geblieben. Lustiger weise hatte ich morgens noch eine riesen
Diskussion mit ihr, weil sie unbedingt ihre Goretex Winterstiefel anziehen
wollte, ich aber für Turnschuhe votiert hatte. Weil ich keine Nerven auf die
Streitereien hatte hab ich ihr irgendwann die Stiefel erlaubt, und nach dem
ersten Tag war ich echt dankbar für Miriams Hartnäckigkeit…
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Regen... |
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Irgendwir hatten wir uns das anders vorgestellt... |
Als wir dann in ein Dorf gekommen sind, in dem vor wenigen
Tagen die Straße aufgerissen worden war, um sie neu zu asphaltieren haben wir
echt nur noch gedacht, wir sind einem Witz gelandet. Innerhalb kürzester Zeit
sind wir alle wie auf Eiern gelaufen, weil der lehmige Boden unsere Schuhe
total verklebt hat und wir riesen
Klumpen unter den Sohlen mit uns rumgetragen haben. Wenigstens hatten wir bei
unseren – mehr oder weniger eleganten – Versuchen das Gleichgewicht zu halten
immer viel zu lachen!
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Schlammschlittschuhe... |
Nach gefühlten Stunden im Regen sind wir dann nachmittags
endlich in Namobuddha angekommen, der drittwichtigsten buddhistischen Stupa in
Nepal. Wir sind dann hoch zum Kloster gelaufen, dort könne man schlafen hatte
uns jemand gesagt. Der für die Zimmervergabe zuständige Mönch hat leider genau
das gerade getan, wir haben sogar schnarchen aus seinem Büro gehört, aber weder
durch Klopfen, Rufen oder Anrufen hat der Typ sich zum aufstehen bewegen
lassen. Nach einer Stunde und ca. 15 Tassen Tee hat es dann endlich geklappt
und der Schönheitsschlaf war beendet. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon alle
ziemlich am Ende und unsere Geduld war aufgebraucht, zu allem Übel hat Maya
dann auch noch ein kleiner, schielender, weißer Terrorhund angepöbelt. So ein
merkwürdiges Viech hab ich selten gesehen, der hat sich teilweise auf dem
Rücken fortbewegt und hatte es wirklich auf Maya abgesehen. Nachdem wir den
Höllenhund hinter uns gelassen hatte, konnten wir dann endlich in die Zimmer
und unser gesamtes nasses Habe ausbreiten. Nach einem schnellen Essen waren wir
alle um acht im Bett und hatten uns schon verschiedene Exitstrategien
ausgedacht, einen weiteren Tag im Regen wollte keiner von uns mehr verbringen.
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Der Blick am nächsten Morgen... |
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Miriam in Namobuddha |
Am nächsten Morgen war dann keine Wolke mehr am Himmel zu
sehen. Der Sonnenaufgang war wunderschön, und man hatte eine tolle Aussicht auf
die Berge, wo man am Vortag keine zehn Meter weit bis zum nächsten Feld sehe
konnte. Voll motiviert ging es los, die zweite Tagestour ging nach Dhulikhel. Miriam
ist super viel gelaufen und hatte einen tollen Tag, ich hab zur Abwechslung
einen Sonnenbrand bekommen und wir konnten tolle Aussichten genießen. Vor allem
das Laufen durch die Felder und Dörfer finde ich toll, dort sieht man wirklich
wie die Menschen hier leben, außerdem wird nochmal deutlich wie sehr die
Landschaft hier doch auch eine Kulturlandschaft ist, die durch Jahrhunderte
lange Bewirtschaftung durch Menschen geprägt wurde.
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Queen of the path... |
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Quizfrage: Was ist hier echt und was aus Plastik? |
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Posing mit Buddha |
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Sonnenaufgang über Dhulikhel |
Am dritten Tag ging es nach Nagarkot, einen Aussichtsort der
eigentlich in jeder Nepaltour mit drin ist, an dem ich aber natürlich noch nie
war. Wenn man sehr viel Glück hat, kann man von hier aus auch den Mount Everest
sehen.
An den ersten beiden Tagen waren die Tagesetappen nicht so
lang, wir hatten aber trotzdem schon gemerkt, dass unsere Karte – vor allem was
die Höhenangaben betrifft – nicht allzu präzise ist. Nach dem dritten Tag
hätten wir sie aber am liebsten verbrannt, wir waren nicht so wirklich
vorbereitet auf das, was uns erwartete: Treppen. Treppen ohne Ende, jedes Mal
wenn man dachte, man sei oben angekommen, ging es nochmal höher, und nochmal
und nochmal. Und dann natürlich im nächsten Tal wieder runter, damit auf der
anderen Seite nochmal Treppen gebaut werden konnten. Das wir so hoch waren hat
uns natürlich wunderschöne Blicke beschert, und es ging die ganze Zeit durch
Felder und Dörfer, der Weg war sehr schön!
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Da mussten wir hoch... |
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Solarparzellen dürfen natürlich nicht fehlen |
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Typisch nepalische Dorfarchitektur :-) |
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Pause! |
Besonders fies war eine extreme Steigung, bei der sich auch
die Höhe der Treppen gesteigert hat. Am Anfang waren die Treppen niedrig, so
dass man gut hochkam, aber je höher es ging, desto höher wurden auch die
Stufen. Anke hat bei 1000 Stufen aufgehört zu zählen, und offensichtlich sind
den Bauarbeitern ab der Mitte die passenden Steine ausgegangen, jedenfalls
haben Miriam und ich mehrmals überlegt, einfach mittendrin zu kampieren. Einen
Großteil der Strecke habe ich sie getragen, aber gegen Ende ging es einfach
nicht mehr und als sie dann selbst gelaufen ist musste ich sie einige Stufen
hochziehen, weil sie sonst gar nicht hoch gekommen wäre…
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... und auf der anderen Seite wieder runter! |
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Hoch, hoch, hoch... |
Irgendwann waren dann aber auch diese Treppen geschafft und
laut Karte sollte der Ort jetzt ganz nah sein. Was aussah wie maximal zwei
Kilometer wurde dann aber immer länger und länger und es hilft nicht unbedingt,
wenn man hinter jeder Ecke das Ende vermutet und sich der Weg dann doch noch
länger um den Grad schlängelt. Als wir dann irgendwann total ausgelaugt und
fertig doch so langsam in den Ort gekommen sind, kamen uns plötzlich zwei
ziemlich verplante deutsche Frauen entgegen, die uns gefragt haben, wo es denn
hier zum Sonnenaufgang ginge. Daraufhin müssen wir alle vier so verdutzt und
verwirrt geguckt haben, dass sie direkt angefangen haben, auf Englisch mit uns
zu reden.
Nach weiterer Karteninduzierter Verwirrung haben wir dann aber
irgendwann endlich den Ortskern und ein nettes Hotel gefunden und sind nach
einem reichhaltigen Essen um sieben ins Bett gegangen – wir waren alle total
fertig!
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Nature Walk |
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Auch wenn Treppen nervig sind, sie eignen sich hervorragend um Fotos mit Selbstauslöser zu machen... |
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Lecker Mittagessen |
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag nach Chisapani
laufen, ein Ort im Shivapuri Nationalpark, aber nach den Strapazen des Vortages
waren wir alle geschafft. Dazu kam, dass es wieder ein total heißer Tag war und
wir es natürlich wieder geschafft hatten, den Streckenteil ohne Schatten genau
in der Mittagshitze zu absolvieren. Also haben wir schon mittags – eigentlich auf
halber Strecke – in Jhule Quartier aufgeschlagen, dort war ein sehr schönes Hotel
mitten im nichts und ein wenig Ruhe kam uns allen sehr gelegen. Der Blick war
toll und außer uns waren keine anderen Gäste dort – sehr angenehm!
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Der Blick vom Hotel in Jhule |
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Nachmittagsspaziergang um Jhule - da darf der Fuchs natürlich nicht fehlen |
Miriam hat ausgiebig gespielt und als sie rausgefunden hat,
dass es im Hotel einen Fernseher im Gastraum gab war sie sowieso verloren.
Etwas entsetzt war ich aber, als sie das Angebot des Kellners von Wrestling auf
Cartoons umzuschalten abgelehnt hat… Nachdem ich die Frage, warum sich diese
komischen verkleideten Typen da so schlimm prügeln nicht befriedigend
beantworten konnte, hat sie sich dann aber doch noch umstimmen lassen. Nach einem
Werbeblock hat sie mir dann aber erklärt, wenn ich dieses eine Waschmittel
nehmen würde, dann würde unsere Wäsche auch endlich mal richtig weiß – ich bin
mir jetzt nochmal bewusster warum ich froh bin, dass wir auch in Kathmandu
keinen Fernseher haben!
Der nächste Tag war schon unser letzer – irgendwie mussten wir
zurück nach Kathmandu kommen. Das einfachste erschien uns nach Sundarijal zu
laufen, dort erschien auch der Abstieg nicht so dramatisch. Die aufmerksamen
Leser werden jetzt sagen: Woher wollten die das denn wissen, die Karte war doch
Mist. Ja, das hätten wir uns auch mal sagen sollen, aber irgendwie haben wir
festgestellt, dass wir da doch sehr deutsch sind. Das ist auf der Karte so,
also ist es so. Egal wie oft die Karte uns ins Bockshorn gejagt hat, wir haben
trotzdem jeden zweiten Satz angefangen mit: Aber auf der Karte… Wir haben es
bis zum Ende nicht gelernt und auch am letzten Tag nochmal sehr geflucht.
Diesmal wurde die Falschinformation durch die Karte nochmal ergänzt durch total
verwirrende Schilder mit Kilometerangaben, die sich ständig selbst
widersprochen haben. Oder wir sind einfach totale Versager und brauchen eben
für 800 Meter Strecke zwei Stunden…
Nach fünf wunderschönen Tagen in der Natur und unterwegs
ging es dann schließlich von Sundarijal mit dem Bus wieder nach Kathmandu,
natürlich direkt in das absolute Verkehrschaos. Wir wären alle am liebsten
direkt wieder umgedreht, die Zeit war einfach zu schön. Auch Miriam hatte sehr
viel Spaß und ist super viel gelaufen. Sie hat sich auf alles Neue sofort
eingelassen und hat mir nochmal gezeigt, dass ich wegen ihr nicht so lange mit
der ersten Wanderung hätte warten müssen. Wir haben uns schon die nächste
Strecke rausgesucht und wollen bald wieder los! Wir hatten diesmal natürlich
auch ganz tolle Wandergesellschaft, ohne Anke und Maya wäre die Tour so nicht
möglich gewesen! Bald gibt es die nächste Tour, da sind wir uns ganz sicher!!!