Vor ungefähr zwei Wochen hatte Miriam einen sehr schlechten
Tag. Die ganze Nacht über war sie krank, sie musste sich übergeben und konnte
kaum schlafen, tagsüber ist sie dann nicht so richtig wach geworden und so mehr
oder weniger durch den Tag gestolpert. Irgendwie lag schon was in der Luft, und
am Nachmittag ist es dann passiert: beim Schaukeln ist sie vorüber aus der
Hängematte gefallen und so ungünstig aufgekommen, dass sie sich den Arm
gebrochen hat.
Als sie gefallen ist, dachte ich natürlich noch, es wäre
nichts passiert, aber als ich ihren Arm gesehen habe war sofort klar, wir
müssen schnell ins Krankenhaus. Zum Glück fuhr gerade ein Erdbeerauto ab, so
dass wir nach notdürftigem Schienen mit Stöckchen und elastischen Binden direkt
mitfahren konnten nach Kathmandu. Im Auto ist Miriam dann eingeschlafen, und dafür
bin ich immer noch dankbar, weil sonst die holprige Fahrt für sie
wahrscheinlich die Hölle geworden wäre. Im Krankenhaus war dann schnell klar,
dass Elle und Speiche gebrochen waren und der Bruch gerichtet werden musste.
Das ging allerdings nicht dort und auch nicht nachts, so dass wir erst mal mit
einer provisorischen Schiene am Arm ins Hotel konnten.
Am nächsten Morgen war Banda – Streik –, also fuhr kein
Fahrzeug und wir mussten mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Miriam fand das
super und ist seitdem von jedem Krankenwagen, den wir sehen total fasziniert.
Natürlich hat sie geweint, als das ganze passiert ist, aber danach hat sie sich
wirklich tapfer gehalten und kaum gemeckert. Als sie dann allerdings im
Krankenhaus das OP Hemdchen anziehen sollte, war ihre Geduld zu Ende. Erstens
hatte das die falsche Farbe (grün…), und zweitens war es zu groß, also alles
vollkommen inakzeptabel für meine Tochter. Da das Richten des Bruches unter
Vollnarkose stattfand, durfte ich leider nicht mit rein, und auch für mich war
das glaube ich der allerschwierigste Moment, als ich Miriam an den Arzt abgeben
musste.
Nach 30 Minuten war dann alles passiert und Miriam war im
Aufwachraum. Dort war sie natürlich an allerlei Geräte angeschlossen,
Herzschlag, Sauerstoffsättigung usw., alles musste kontrolliert werden. Sobald
sie wach war, hat sie unverzüglich mit der Schwester auf Nepali angefangen zu
diskutieren, was davon denn jetzt bitte weg sollte, das hat sie alles genervt,
und nachdem sie jeweils 30 Minuten auf die arme Schwester eingeredet hatte, hat
sie – bis auf den Intravenösen Zugang – auch alles wegdiskutieren können. Die
haben sie auch 30 Minuten früher essen lassen als geplant, weil Miriam einfach
nicht aufgehört hat davon zu reden. Spätestens da wusste ich, dass sie alles
gut überstanden hat und wieder zu alter Form zurückgefunden hat.
Insgesamt mussten wir aber fast 10 Stunden zur Beobachtung
dort bleiben, und als wir dann endlich entlassen werden konnten, hatte ich das
Gefühl ich hatte den längsten Tag meines Lebens hinter mir. Leider war dann
aber doch noch nicht alles zu Ende, die Rechnung die uns präsentiert wurde war
unglaublich hoch (Erklärung: für Ausländer wird pauschal immer der dreifache
Preis berechnet…), so dass wir nicht genug Geld hatten. Als ich dann die
Versicherung angerufen habe, war ich mit den Nerven schon ziemlich am Ende und als
ich dann nur blöde Kommentare vom Sachbearbeiter bekommen habe, wäre ich am
liebsten durchs Telefon gekrochen und um mal persönlich ein Wörtchen mit dem zu
reden. Die haben mir doch ernsthaft gesagt, ich sollte mich mal nicht so
aufregen und meine Tochter doch einfach einer Schwester geben, dann könnte ich
auch die 5 Seiten Formular ausfüllen und mein Flugticket schicken, weil ohne
das ginge ja gar nichts… Naja, am Ende ist dann ein kleines Wunder passiert und
Tilak hat in der Bank zufällig einen Freund getroffen, der ihm Geld leihen
konnte. Das ist dann eben auch Nepal…
Am nächsten Tag konnten wir dann zurück nach Kaule, und die
ersten Kontrollröntgenbilder sehen sehr gut aus. Miriam macht es super, sie hat
keine Schmerzen und nimmt den Gips einfach hin, ich bin echt froh, dass sie
über den nicht auch jeden Tag mit mir diskutiert. Ich denke man kann sagen, wir
haben Glück gehabt, ein gebrochener Arm heilt aus und dann ist alles wie
vorher, aber einen großen Schreck haben wir – ok, vor allem ich – doch bekommen…
Miriam mit Riesengips... Sie hält sich sehr tapfer! |
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