Letzte Woche war ich für eine Woche in Indien in Neu Delhi
um dort am World Congress on Agroforestry teilzunehmen. Ich habe dort mit einem
Poster meine Doktorarbeit vorgestellt. Die Woche war echt intensiv und schön,
aber gleichzeitig auch anstrengend. Ungünstig war, dass ich Miriam leider in
Kaule lassen musste, und das ist uns beiden dann doch schwer gefallen.
|
Panel Discussion im Kempinski Hotel - Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Stifte ich da hab mitgehen lassen... |
Ich glaube, ich bin ein wenig naiv an die Reise gegangen,
ich dachte irgendwie, Indien wird schon nicht so viel anders sein als Nepal,
aber da habe ich mich sehr getäuscht. Erst mal musste ich feststellen, dass ich
die Inder einfach nicht verstehe. Das indische Englisch ist für mein Ohr so
merkwürdig, dass ich teilweise von 10 minütigen Vorträgen nur das Wort „agroforestry“
verstanden habe, und das macht das Zuhören dann doch sehr anstrengend. Außerdem
herrschte in Delhi eine so hektische Atmosphäre, so dass ich mich irgendwann
auch habe anstecken lassen. Ich bin mindestens drei Mal mit Kellnern und
Taxifahrern richtig ausgerastet, etwas was mir in Nepal nie passiert. Mein
tolles „Businesshotel“ hatte keine Möglichkeit, internationale Anrufe zu
machen, und auch sonst war das irgendwie nicht möglich. Nachdem ich zweimal
mehrere Stunden lang eine Möglichkeit gesucht habe, Miriam anzurufen habe ich
irgendwann einfach Leute auf der Straße angesprochen, ob ich deren Handy
benutzen könnte…
|
Posterpräsentation |
Ich habe mir mehrmals geschworen, mich nie wieder über Nepal
und Kathmandu zu beschweren, alles was mir hier manchmal auf die Nerven geht
war dort mit der Potenz zehn versehen. Der Smog, der Dreck, die Armut, alles
unglaublich. Ich habe mich selten so unwohl gefühlt, weil ich jeden Moment so
sehr angestarrt worden bin, und insgesamt habe ich mich sehr unsicher gefühlt. Naja,
aber das war dann auch nur bezogen auf die wenigen Momente, die ich draußen
unterwegs war.
Die Konferenz fand in einem Fünfsterne Hotel statt, und dort
war man wie in einer anderen Welt. Es gab tolles Essen, die Leute sind in
klimatisierten Bussen herangekarrt worden und man hätte gar nicht unbedingt
mitbekommen müssen, dass man in Indien ist. Für mich war es das erste Mal, dass
ich an so einer großen Konferenz teilgenommen habe, und es war schon sehr
interessant. Ich habe viele interessante Leute kennengelernt und viele
Gespräche geführt. Mein Poster ist auf großes Interesse gestoßen und mein Thema
scheint genau im aktuellen Trend zu liegen, das hat mich dann doch wieder
bestätigt.
|
Delhi-Chaos |
|
Alibi-Agroforst unterwegs zum Taj Mahal |
|
Beeindruckende Decken... |
Im Anschluss an die Konferenz habe ich noch einen Fieldtrip
mitgemacht, der sich aber im Nachhinein als eine – als Fieldtrip getarnte –
Touritour herausgestellt hat. Am ersten Tag sollten zwei Forschungszentren
besucht werden, am zweiten Tag unter anderem das Taj Mahal. Es wurde dann
schnell klar, dass die Expertise der Reiseagentur eher auf der Seite „Taj Mahal“
lag, wir sind in den Forschungsstationen mit über fünf Stunden Verspätung
angekommen (unter anderem, weil wir uns verfahren haben…), und dort ging es
dann nur schnell durch. Der Reiseleiter ist wie in einer Komödie immer mit dem
Telefon am Ohr vollkommen planlos durch die Gegend und auch gerne mitten durch
die Beete getapert und hat überhaupt nicht verstanden, warum wir noch länger
diese blöden Pflanzen angucken wollten. Abends hat er dann nochmal sein
feinsinniges Gespür für Zielgruppen bewiesen, indem er beim drei Stunden
verspäteten Abendessen einen Zauberer hat auftreten lassen – vor 35
Wissenschaftlern. Naja, wir haben uns mit Galgenhumor über Wasser gehalten, und
am zweiten Tag ging alles ein wenig reibungsloser über die Bühne. Das Taj Mahal
war wirklich beeindruckend, leider hatten wir kein gutes Wetter, so dass die
Lichteffekte nicht so deutlich zu sehen waren, aber ich bin froh, einmal dort
gewesen zu sein. Denn eins weiß ich sicher, Indien sieht mich so schnell nicht
wieder…
|
Please form a queue - Das hätte auch das Motto des ganzen Trips sein können... |
|
Ich mit Marmor... |
|
Taj Mahal im kurzen Moment des Sonnenscheins |
|
Einlegearbeiten | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen