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Donnerstag, 28. August 2014

Alle Jahre wieder…



Mitte September läuft wieder mal unser Visum aus, so dass ich in den letzten Wochen schon angefangen habe, die Papiere zusammen zu klauben, die wir für die Verlängerung brauchen. Ich habe ein Studentenvisum, da ich auch bei der Tribhuvan Uni in Kathmandu eingeschrieben bin. Das Prozedere ist eigentlich geradlinig, auch wenn etwas lang und nervig: Ich brauche einen Empfehlungsbrief von meinem Betreuer an der Uni, damit gehe ich zum Department of International Relations, die geben mir wieder einen Brief, damit gehe ich zum Bildungsministerium, die geben mir wieder einen Brief, und damit kann ich dann endlich zum Immigrationsbüro. Um das Empfehlungsschreiben von meinem Professor habe ich mich schon letzte Woche gekümmert, und am Montag wollten wir zum International Relations Büro, damit auch der Teil erledigt ist. Pustekuchen, der Tag wurde endlos…
Zuerst mussten wir den Brief abholen, in der Reiseagentur des Assistenten meines Professors (der hat noch einen Zweit- und Drittjob neben der Uni…). Miriam war natürlich dabei, und als wir dann noch den obligatorischen Tee getrunken haben, kam Gyanu auf die glorreiche Idee, den Fernseher an zu machen, damit sie was gucken kann. Animal Channel von National Geographic, erst mal ja gar nicht so verkehrt, aber leider lief da gerade eine Sendung über Unfälle mit Tieren. Und so haben wir dann schöne Liveaufnahmen von einer Frau gesehen, die durch die Gitterstäbe von einem Eisbär (Biggie) gebissen wurde. Die nächste halbe Stunde hat Miriam mich mit Fragen bombardiert a la „Mama, warum liegt die Frau auf dem Boden?“,  „Mama, warum beißt der Eisbär die Frau?“ und „Mama, warum ist die Hose von der Frau rot?“. Aber ausschalten ging dann auch nicht mehr, ich habe die Erfahrung gemacht, dass Miriam Dinge viel besser verarbeitet, wenn sie auch das Ende kennt, und da vorher schon das „Opfer“ von ihrer Entscheidungsfindung berichtet hatte, die zwei vorherigen Gitter zu übersteigen um ein gutes Foto zu machen, wusste ich ja zumindest, dass sie überlebt hat…
Naja, als dann der Eisbär endlich von der Frau abgelassen hatte, konnten wir uns dann auch schnell verabschieden und sind zum International Relations Büro gefahren. Dort hat Miriam ihre Malsachen ausgepackt und ich habe stolz meine Papiere vorgelegt, in der irrigen Annahme, alles sei komplett. Leider brauche ich offensichtlich auch einen Brief vom Fachbereichsleiter Geographie, und wie mir die nette Dame dann mitteilte, war letztes Jahr mein Betreuer noch dieser Fachbereichsleiter, daher reichte ein Brief, dieses Jahr sei das aber jemand anders, daher ein zweiter Brief. Hätte mir ja auch mal jemand sagen können…
Ok, also musste Miriam wieder alles einpacken und wir sind zum Geographieinstitut gefahren, was eine ganz schöne Strecke ist, weil der Campus riesen groß ist. Gelaufen wäre ich locker eine halbe Stunde glaube ich. Dort wurde ich dann auch schnell zum neuen Fachbereichsleiter vorgelassen, den ich auch noch von meiner Präsentation vor zwei Jahren kannte. Er hat sich auch an mich erinnert, obwohl die Frage, wie es denn mit meiner Migrationsforschung liefe dann doch Anlass zu der Annahme gab, dass er mich irgendwie verwechselt hat. Naja, dann hat er mir ein paar alberne Fragen zu meiner Forschung gestellt (er hatte meinen Fortschrittsbericht vorliegen und hat Halbsätze daraus vorgelesen, die ich dann vervollständigen durfte…) und hat mir anschließend mitgeteilt, dass das ja alles schön und gut sei, aber er hätte gar keine Unterlagen darüber, ob ich denn wirklich eingeschrieben sei, ob ich da was mit hätte. Hatte ich natürlich nicht, und eigentlich besteht die Dokumentationspflicht ja auf deren Seite, alle Briefe von den International Relations sind auch in Kopie an das Institut gegangen. Aber wenn das so sei, könnte er mir leider keinen Schrieb ausstellen, da könnte ja jeder kommen. In dem Moment bin ich fast geplatzt. Da verschlampen die meine Akte, der Typ kennt mich sogar und weiß genau, dass ich seit zwei Jahren am Institut eingeschrieben bin, und immer noch kommt der mir blöd. Diese Korinthenkackerei gepaart mit vollkommener Unfähigkeit bringt mich mittlerweile so auf die Palme, manchmal habe ich das Gefühl, dass man in Nepal nur in hohe Positionen kommt, wenn man diese Kombination beherrscht.
Nachdem ich mich dann ein wenig aufgeregt habe, hat er auch zugegeben, dass der Fehler auf ihrer Seite liegt, aber ich sollte doch bitte trotzdem selbst eine Kopie meiner Unterlagen bei den International Relations besorgen. Darauf bin ich dann auch sofort eingegangen, wer weiß, was die mit meinen Papieren gemacht hätten, wenn ich das denen überlassen hätte. Also musste Miriam wieder ihre –gerade ausgepackten – Malsachen einpacken und zurück zu den International Relations. Dort war die Sachbearbeiterin ganz entsetzt, wie es denn sein könnte, dass so offizielle Dokumente einfach so verloren gehen, hat mir dann aber wenigstens schnell eine Kopie gemacht. Wieder Kommando zurück, wo dann der Fachbereichsleiter ohne einmal auf die Kopie zu blicken seinen Assistenten angewiesen hat, die Bescheinigung auszustellen. Hätte man ja auch nicht schon in der Zwischenzeit machen können… Es sollte eine einfache Bestätigung über zwei Zeilen sein, dann ist aber noch in wilder Diskussion ein einseitiger Brief entstanden, der dann nach einigem hin und her auch unterzeichnet wurde. Arme Miriam, schon wieder musste sie ihre Sachen packen und es ging zurück. Zum dritten Mal an dem Tag saß ich dann also vor der Frau, aber diesmal war alles richtig und ich durfte meine Unterlagen abgeben. Auf dem Weg zurück in die Stadt habe ich glaube ich ununterbrochen geflucht.
Nächsten Montag muss ich meinen Brief dort abholen und dann zum Bildungsministerium, dann geht es in die zweite Runde…  Wünscht mir Glück und Geduld!

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