Am nächsten Morgen waren wir dann nach zehn Stunden Schlaf
topfit und sind nach dem Frühstück wieder mit dem Subway in die Stadt gefahren.
Um diese Uhrzeit war aber lange nicht so viel los wie am Vortag und ich hatte
zum ersten Mal Zeit, die Anzeigen und Anschläge in den Zügen zu betrachten.
Sehr Interessant, was Amerikaner so zu beschäftigen scheint. Krankenversicherung
war ein großes Thema und Miriam war sehr irritiert von einem Bild, in dem ein
Mann sich selbst in die Hose fotografiert hat. Das Gespräch darüber, was das
denn solle hat ziemlich lange gedauert. Schön fand ich auch die Suchanzeige
nach Heroinsüchtigen. Aber statt für ein Hilfsangebot war die Anzeige für ein
Medikamentenexperiment für das die Süchtigen bis zu 2500 Dollar bekommen
sollten. Auch ein Ansatz...
Wir sind dann an der Station Wall Street ausgestiegen, und haben uns in einem Gewirr aus
Wolkenkratzern wiedergefunden, das echt beeindruckend war. Leider war der
Begriff Wolkenkratzer an dem Tag wirklich sehr passend, da das Wetter schlecht
und sehr neblig war. Von den hohen Gebäuden haben wir die obersten Stockwerke
gar nicht sehen können und alles wirkte dadurch etwas gespenstisch. Die
Temperaturen waren aber sehr moderat, ich hab sogar einige Touristen in Shorts
gesehen und war nicht wirklich geschockt.
Die Weihnachtsdeko hing natürlich noch überall |
Ich verstehe jetzt, woher der Begriff "Wolkenkratzer" kommt... |
Miriam auf dem Broadway |
Als erstes sind wir dann zum 9/11 Memorial gegangen. Das
Denkmal war wirklich sehr berührend, aber in Kombination mit den halb
verschwindenden Wolkenkratzern im Umkreis auch etwas unheimlich. Obwohl man so
viele Bilder und Videoaufnahmen vom Einsturz gesehen hat, kann ich mir doch
nicht so richtig vorstellen, dass das alles wirklich an der Stelle passiert
ist. Und als ich versucht habe, Miriam das alles zu erklären bin ich natürlich
auch wieder ins Stolpern geraten. Ihre größte Frage war natürlich „Warum“, und
da hatte ich dann auch keine wirkliche Antwort drauf.
Fast gespenstisch, wie die Hochhäuser in den Wolken verschwinden... |
Die nächste Station war die Wall Street. Den Bullen haben
wir leider nicht gefunden, dafür aber einen riesen Weihnachtsbaum und das
Trump-Building. Der Typ ist doch echt größenwahnsinnig. Wenn der wirklich
gewählt wird, dann verliere ich glaube ich den Glauben an die Menschheit.
An einer Schautafel hat sich dann auch eine sehr schöne
Situation zugetragen. Miriam und ich haben den Bullen gesucht (und dann
ziemlich schnell aufgegeben, weil der dann ja so spannend auch nicht ist und
wir gleich Schiff fahren wollten) und neben uns stand eine Familie aus Bayern,
auf der gleichen Suche. Die haben sich dann unterhalten und Miriam war ganz
überrascht, dass die auch Deutsch sprechen. Sie hat mich dann laut darauf
hingewiesen. Darauf habe ich geantwortet, naja, die kommen eben auch aus
Deutschland. Dann Miriam, wieder laut und deutlich: „Mama, wenn die aus
Deutschland kommen, wieso sprechen die dann so schlecht Deutsch?“. Miriam
wundert sich über wenig in Nepal, Sri Lanka, New York und Abu Dhabi, aber dass
Bayern zu Deutschland gehört verblüfft sie dann doch :-).
Wir sind dann durch die Wall Street bis zum Wasser gelaufen
und dort auf eine Fähre gegangen, um uns Ellis Island und die Freiheitsstatue
anzugucken. Auf die Inseln zu gehen hätte ewig gedauert, da New York wie gesagt
voll mit Touristen war, daher haben wir uns für eine reine Bootstour
entschieden. Wir haben schon genug Schlange gestanden, da brauchten wir nicht
noch mehr davon. Die Tour war dann sehr schön, auch wenn man auf Grund des
Nebels nur die Hälfte der Skyline sehen konnte. Trotzdem war es sehr
beeindruckend und Ellis Island hat wieder zu einer Geschichtsstunde für Miriam
geführt. Eine ihrer ersten Fragen war: „Wenn aus Europa plötzlich so viele
Leute gekommen sind, was ist denn dann mit den Indianern passiert?“. Alle
Antworten die ich geben konnte, waren auch hier wieder irgendwie ungenügend…
Aber auch wenn ich nicht alle Fragen beantworten kann, denke ich doch es ist
auch wichtig für Miriam, dass sie diese Fragen überhaupt stellt und sich damit
beschäftigt. Und auch dafür ist so eine Reise toll, sie öffnet wirklich neue
Horizonte!
Gaaaaanz klein im Hintergrund die Freiheitsstatue. An meinen Selfie-Skills muss ich wohl noch arbeiten |
Eine halbe Skyline kann auch schön sein |
Nachdem wir den nächsten Programmpunkt – Brooklyn Bridge –
gekippt haben, da es so neblig war, dass wir sowieso nichts gesehen hätten sind
wir den Broadway hinauf spaziert und haben einige Abstecher nach links und
rechts gemacht. Am Washington Square haben wir dann eine längere Pause
eingelegt und Miriam hat sofort Freunde gefunden. Sie ist dann so oft um den
Brunnen gejagt, dass sie am Ende einen hochroten Kopf hatte. Bewegung hat sie
an dem Tage jedenfalls genug bekommen. Und nach einem weiteren kurzen Abstecher
zum Times Square sind wir dann abends wieder vollkommen erschöpft im Hotel
angekommen und sind ins Bett gefallen.
Miriam am Washington Square |
Vielleicht sollte ich auch mal auf Fremde zugehen und einfach sagen: Catch me! Vielleicht würde ich dann auch schneller neue Leute kennelernen :-) |
Auch wenn eineinhalb Tage für New York
natürlich viel zu kurz sind, haben wir doch so viel wie möglich reingestopft
und hatten eine tolle Zeit! Und Miriam ist wirklich ein Reisebaby, das liegt
wohl in ihren Genen ;-).