Um meinen Aufenthalt in Nepal zu finanzieren, bewerbe ich
mich ja schon seit längerem um verschiedene Stipendien. Bald steht die
Bewerbung beim DAAD an, und dafür brauche ich wieder mal ein Sprachzeugnis. In
Frage kommen der TOEFL Test oder der IELTS Test, und da der zweitere günstiger
ist, habe ich mich für diese Option entschieden. Zum Glück gab es in Kathmandu
einen Prüfungstermin, der für mich super passte und gestern war es dann
schließlich soweit.
Wie fast alles hier in Nepal hatte der Test einen ganz
besonderen Touch… Mein Tag fing schon mal super an, es fuhren nämlich keine
Busse und ich hatte schon Angst, ich würde den Termin verpassen. Zum Glück ist
Pemas Nachbar dann kurz bevor ich in Panik verfallen bin mit dem Motorrad nach
Kathmandu gefahren und konnte mich mitnehmen. Leider war sein Gefährt aber
nicht ganz in Ordnung und wir mussten unterwegs ca. 10 mal anhalten um die
Kette wieder aufzuziehen… Naja, jedenfalls war ich so wenigstens pünktlich in
Kathmandu und habe auch nach einigen Diskussionen mit dem Taxifahrer irgendwann
das Lotus Convention Center gefunden, in dem der Test stattfinden sollte.
Ich sollte eigentlich um 11:30 dort sein, zu meiner Überraschung platzte der Raum aber
schon fast eine Stunde vorher aus den Nähten. Die Atmosphäre hatte ein bisschen
was von Militärkaserne, das Gebäude war noch gar nicht fertig sondern eher ein
Rohbau und die Haufen von Schutt und Baumaterial in den Ecken waren nur notdürftig
mit Tüchern zugedeckt. Vorne stand ein Typ mit Mikrofon der den Leuten die
ganze Zeit abgehackte Befehle zugeschrien hat, leider konnte man aber wegen der
Verzerrung kaum etwas verstehen. Und der Raum war voll mit 400 aufgeregten 18 jährigen
Nepalis aus der Upper Class, die sich total raus geputzt hatten. Und ich mitten
drin, natuerlich in meinen "besten"
Anziehsachen, die auch nicht unbedingt dadurch gewinnen, wenn man in ihnen
einen schlammigen Schlauch aufrollt oder eben morgens eine Stunde mit dem
Motorrad durch den Schlamm fährt. Ich kam mir jedenfalls ein wenig fehl am Platze
vor und das sahen meine Mitprüflinge
wohl auch so…
Irgendwann nach
über einer Stunde wurde dann endlich auch meine Nummer aufgerufen, und ich
musste mich den extremsten Identitätskontrollen unterziehen, die mir jemals
untergekommen sind. Meinen Rucksack und jeglichen Tascheninhalt musste ich
schon am Eingang abgeben (und auf einen riesen Haufen legen, was mir am Anfang
ziemlich unsympathisch war. Ich habe dann aber festgestellt, dass mein
angeschimmelter Tagesrucksack gegen die schicken Handtäschchen und Rucksäcke,
die danebenlagen nicht anstinken konnte und ein Dieb sicherlich ein anderes
Gepäckstück gewählt hätte…), jetzt wurde noch ein weiteres Foto von mir
gemacht, obwohl ich schon zwei bei der Anmeldung mit abgegeben hatte. Irgendwie
passte denen aber meine Gesichtsform nicht, die haben vier Anläufe gebraucht,
bis ich anscheinend erkennbar war, zuerst hat man behauptet, ich würde meinen
Kopf schief halten, dann konnte man offensichtlich mein Ohr nicht richtig sehen
(scheint besonders wichtig zu sein für die Identifizierung…) und dann waren
meine Haare nicht richtig zurückgelegt…
Irgendwann hatte
ich dann die Anmeldungsformalitäten durch und durfte mich an meinen Tisch
setzten. Wir mussten uns dann noch 15 Minuten lang Anweisungen anhoeren, was man
alles nicht tun darf (Do not leave the room, Do not open the question booklet
before I tell you to do so, Do not talk, Do not…) und sind davon in Kenntnis
gesetzt worden, dass schummeln überraschenderweise verboten ist (Be informed
that cheating is not allowed). Ich glaube, der Testleiter hätte seine
berufliche Zukunft wirklich eher beim Militär suchen sollen, bei dem Ton den
der drauf hatte…
Dann ging endlich
der eigentliche Test los, und der war ganz in Ordnung. Ich habe eigentlich ein
gutes Gefühl, mal sehen, was dann im Endeffekt dabei rumkommt. Irritierend war
bloß, dass mitten in der Prüfung nochmal jemand kam und mein Foto von der
Anmeldung mit dem Foto vom Vormittag und mit dem Foto aus meinem Pass
verglichen hat. Dafür musste ich meine Brille absetzen und ernsthaft mindestens
30 Sekunden stur geradeaus starren… Ich glaube, so misstrauisch ist mein Pass
bis jetzt nur an der amerikanischen Grenze gemustert worden, nachdem mein
Einreisestempel aus Kolumbien entdeckt worden war…
Jedenfalls bin
ich froh, dass ich den Test hinter mir habe und bald die nächste Bewerbung
abschicken kann. Eine gute Nachricht habe ich gestern auch noch bekommen, und
zwar werde ich vom Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität der Uni Hamburg mit
einer Anschubfinanzierung unterstützt. Das deckt die Kosten für die ersten fünf
Monate hier und nimmt mir sehr viel Druck von den Schultern und ich freue mich
wahnsinnig darüber.
In meiner Zeit in
Kathmandu sind dann noch verdammt viele andere Dinge passiert, aber die werde
ich ein anderes Mal berichten. Ich weiß im Moment nur, dass ich heute zwei sehr
wichtige Dinge gelernt habe: Gehe niemals in Nepal alleine zu einer Behörde und
setze dich niemals im Bus auf den Sitz neben dem Fahrer, das ist nämlich nur
eine Metallabdeckung für den Motor und man verbrennt sich tierisch den Hintern
:-).
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