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Mittwoch, 5. September 2012

Trisuli


Am Montag hatten wir einen Termin in Trisuli beim District Forest Officer. Trisuli ist die Hauptstadt des Distrikts Nuwakot und liegt ca. 45 km von Kaule entfernt an einem Fluss, der passenderweise auch Trisuli heißt. Zum Glück mussten wir nicht mit dem Bus fahren, sondern Tilak, der Vorsitzende von Kaule Nepal hat mich auf dem Motorrad mitgenommen. Das war schon ein Abenteuer für mich :-). 

Kurz hinter Kaule

Das Wetter war super, und wir sind so gegen neun in Kaule losgefahren, netterweise hat Tilak aus Rücksicht auf mich eine gemäßigte Fahrweise an den Tag gelegt, er meinte später, er wäre viel langsamer gefahren als normalerweise. Mir kam das trotzdem schnell vor, und die ersten zehn Minuten war ich ganz schön nervös, aber dann habe ich mich so langsam dran  gewöhnt, außerdem wirkte Tilak so, also wenn er wüsste, was er tut, also blieb mir ja nichts anderes über als ihm zu vertrauen. Von Kaule aus ging es dann langsam runter in Richtung des Tals des Trisuli, und es wurde immer wärmer und die Vegetation hat sich verändert. Manchmal sind wir durch Waldstücke gefahren, in denen tausende von Grillen oder grillenähnlichen Insekten so einen Radau gemacht haben, dass man kaum noch den Motor gehört hat. Je weiter wir runter gekommen sind, desto mehr Reisfelder gab es auch, und ich habe meine neue Lieblingsfarbe entdeckt: das Grün von Reisfeldern. Das ist ein ganz helles, intensives Grün, es leuchtet richtig. Ich konnte mich gar nicht sattsehen. Es standen dort auch ganz komische Haufen rum, die ich am Anfang gar nicht zuordnen konnte. Tilak hat mir dann erklärt, dass so das Stroh getrocknet wird, und es sah aus wie im Märchen wenn man ins Tal geguckt hat, und zwischen den Reisfeldern immer diese kleinen Türme standen. 

Stroh trocknen auf nepalisch
Das Foto ist zwar leider nicht wirklich fokussiert (ich sag doch, er ist schnell gefahren :-)), trifft aber das Gruen relativ gut

Nach fast zwei Stunden sind wir dann in Trisuli angekommen, und dort war es bestimmt 15 Grad wärmer als in Kaule. Zum Glück hatte ich an Sonnencreme gedacht, sonst wäre ich jetzt glaube ich rot wie ein Krebs im Gesicht… Wir sind direkt zum Forest Office, und der Forest officer war natürlich nicht da… Eigentlich müsste ich mittlerweile ja an sowas gewöhnt haben, aber naiver weise rechne ich irgendwie immer noch damit, dass offizielle Stellen Termine einhalten würden. Wir haben dann noch so einige andere Sachen erledigt, haben Mittaggegessen und sind dann wieder zurück. Er war immer noch nicht da, man rechnete aber minütlich mit seiner Rückkehr. Für eine Stunde haben wir uns dann breitschlagen lassen, noch zu warten, und in der Zeit habe ich sehr viele interessante Eindrücke von nepalischen Regierungsorganisationen sammeln können :-). 

Ein Hort von Betriebsamkeit und Schaffensdrang: Das District Forest Office
Insgesamt finde ich es sowieso total faszinieren, wie viele Leute immer überall einfach so rumstehen und rumhängen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Mir scheint es, dass hier jeder seine Kumpels und Familienangehörige mit ins Buero bringt, und die sitzen dann halt in der Ecke und trinken Tee. Im District Forest Office saßen total viele Leute, die ich nicht zuordnen konnte auf dem Hof rum, ich hab dann mal in ein Buero geschielt, dort lagen zwei Leute in der Ecke und haben geschlafen. Irgendwann hat man uns dann in das Buero des District Forest Officers gebeten, der jetzt ja wirklich jede Minute kommen würde, offensichtlich der einzige Raum im Gebäude mit Ventilator. Dort saß nämlich die Hälfte der Angestellten und hat Zeitung gelesen. In der ganzen Zeit, die wir dort rumgesessen haben und gewartet haben, habe ich nur einen Mann arbeiten sehen, der ist allerdings wie aufgezogen von Büro zu Büro gerannt und hat wie wild Akten kopiert und irgendwelche Sachen ausgedruckt. 
Nach fast zwei Stunden haben wir uns dann entschieden, dass wir es wohl akzeptieren müssen, dass der Forest Officer uns wohl keine Audienz gewähren möchte und haben uns wieder auf den Weg gemacht. Unsere Unterlagen haben wir dort gelassen, und ich hoffe jetzt einfach mal, dass wir den benötigten Brief auch so bekommen (die Hoffnung stirbt zuletzt :-))

Kuppen und Kurven werden ueberschaetzt, solange man vorher hupt ist doch alles im gruenen Bereich...

Auf dem Rückweg meinte Tilak wohl, ich hätte jetzt genug Schonfrist gehabt und hat so richtig Gas gegeben (wahrscheinlich würde er wieder sagen: Wieso, ich bin doch ganz langsam gefahren., aber für mich hat es sich schnell angefühlt). Aber wie gesagt, Angst hatte ich nicht mehr und konnte die Sicht und den Wind in meinen Haaren genießen. Ich habe nie so richtig die Faszination von Motorradfahren verstanden, aber so langsam fängt es auch an, mir zu gefallen. Trotzdem sind mir auf dem Weg noch ein paar Lektionen aus meiner Fahrschule durch den Kopf gegangen, mein Fahrlehrer hat mich immer vor den drei Ks gewarnt, Kuppen, Kurven, und noch was mit K… Jedenfalls war Tilak offensichtlich in einer anderen Fahrschule, er hatte nicht so viel Respekt vor den drei Ks :-).


Das Tal des Trisuli, geomorphologisch hochinteressant :-)
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Es ging wieder durch die Felder und Wälder, und auf dem Rückweg konnte ich noch mehr die Aussichten genießen. Ich bin nicht unbedingt besonders erpicht darauf, nochmal zwei Stunden Lebenszeit im Buero des Forest Officers zu verlieren, ich hoffe aber trotzdem, dass wir noch häufig nach Trisuli müssen, damit ich den Weg wieder fahren kann. Und dann bitte wieder auf dem Motorrad :-).

Die Strasse schmiegt sich an den Hang

Ich konnte mich kaum sattsehen von der tollen Aussicht!!!




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