Im Juli hatten wir ganz besonderen Besuch von Crystal und
River. Crystal kommt ursprünglich aus Amerika, lebt aber mittlerweile in Mexiko
und den Marshall Inseln. Ich habe Sie Anfang des Jahres kennengelernt, da sie
einen Blog (Enlightened Globetrekker) über ihr Leben unterwegs mit ihrer 8
jährigen Tochter River schreibt. Irgendjemand hat mir einen Link zu einem ihrer
Artikel geschickt, und ich fand ihre Reisen und vor allem ihren Lebensstil
sofort interessant. Natürlich gibt es auch einige Parallelen zwischen unseren
Geschichten… Im März habe ich dann gelesen, dass die beiden eine Weltreise
diesen Sommer planen und dass eine der Stationen auf der Reise Nepal sein wird.
Ich dachte mir, vielleicht können wir ja mal einen Kaffee zusammen trinken und
habe sie angeschrieben, und wir haben uns sofort gut verstanden. Sie wollte
gerne den Everest sehen, also haben wir eine Tour nach Nargakot geplant und
hatten eine lange Liste weiterer Highlights. Doch dann kam das Erdbeben…
Natürlich hat sich dadurch alles geändert, und zuerst dachte
ich, die beiden sagen die Reise ab. Doch Crystal war jetzt noch mehr
entschlossen, nach Nepal zu kommen und River das Land zu zeigen und zu helfen,
wo möglich. Also sind wir zusammen nach Kaule gefahren und haben dort drei Tage
lang in Zelten geschlafen. Miriam war natürlich auch mit dabei und hat sich
sofort gut mit River verstanden. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit, und ich
habe nochmal realisiert, mit wie vielen Sprachen Miriam aufwächst… Ich wusste
immer, dass sie Englisch versteht, aber mir war nie klar, wie viel sie auch
wirklich spricht. Miriam und River haben dann zusammen eine
Tanz-Sing-Regenschirm Show vorbereitet und uns vorgeführt und hatten insgesamt
eine tolle Zeit zusammen.
Campingbuddies |
Big Smile :-) |
Crystal wollte nach dem Erdbeben nicht das „Touristennepal“
sehen, sondern wie die Situation in den Dörfern wirklich aussieht. Wir haben dann
Damai in seinem Erdsackhaus besucht, haben die Zerstörung gesehen, die das
Erdbeben angerichtet hat und waren einen Tag lang in der Schule. Aber was auch
deutlich wurde, und was mir immer klarer wird: Es ist zwar viel kaputt, aber
die Nepalis sind nicht gebrochen. Auch wenn aktuell die Frustration mit der
Regierung wächst und es auf jeden Fall unglaublich viele Probleme gibt, ich
glaube es könnte kaum Menschen geben die besser dafür geeignet sind, mit
Naturkatastrophen umzugehen. Man ist es gewöhnt zu improvisieren, Strom und
Wasser sind sowieso ständig weg und das Erdbeben wird eben als Schicksal
akzeptiert. Jetzt muss man eben das Beste aus der Situation machen und nach
vorne schauen.
River und Miriam gucken den anderen Kindern beim Spielen zu... |
Wie gesagt, wir haben auch die öffentliche Schule in Kaule
besucht. Zwei der drei Schulgebäude sind beschädigt, es wird zwar irgendwann
Geld von der Regierung geben, aber niemand weiß wann und wie viel. Also haben
die Eltern und Lehrer das Geschehen selbst in die Hand genommen und versuchen,
den entsprechenden Betrag zusammenzubekommen, um wenigstens für das neue
Schuljahr ein Gebäude zur Verfügung zu haben. Crystal hat in Mexiko und den
Marshall Inseln als Lehrerin gearbeitet und dort in ihrer Schule auch schon ein
wenig Geld gesammelt. Sie hat diese Spende dann der Schule in Kaule übergeben
und sich vor Ort auch entschlossen, die Schule langfristig beim Wiederaufbau zu
unterstützen. Sie sammelt jetzt weitere Spenden und wird auch Volontäre zur Hilfe beim
Bau und zur Unterstützung der Lehrer schicken. Wahrscheinlich werden wir sogar
zusammen mit ihr in Kaule ein Volontärshaus bauen, damit die Freiwilligen bald
nicht mehr in Zelten oder Blechverschlägen schlafen müssen.
Crystal |
Meeting mit dem Schulkommitee |
Ich glaube eigentlich nicht an Schicksal oder Fügung oder so
etwas. Manchmal hat man aber doch das Gefühl, bestimmte Dinge sollen einfach
passieren. Und dass Crystal und ich und begegnet sind ist glaube ich eines
dieser Dinge. Normalerweise würde ich niemals einfach so jemanden kontaktieren,
deren Artikel mir gefallen, und dann auch noch zu uns einladen. Aber diesmal
eben doch, und es ist unglaublich viel Gutes dabei rumgekommen, für mich,
Miriam, Kaule, Crystal und River. Miriam freut sich jetzt schon auf den
nächsten Besuch, und auch wenn das Haus dann schon steht, River und sie wollen
trotzdem wieder campen gehen :-).
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