In den Straßen von Kathmandus Touristenviertel Thamel wird
versucht alles zu verkaufen, was man sich vorstellen kann. Von Tigerbalsam über
Trekkingtouren bis zu Drogen aller Art und Couleur versuchen Straßenverkäufer,
ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen und können dabei ganz schön
penetrant sein. Eine Zehntelsekunde zu lang in die entsprechende Richtung
geguckt, und schon hat man einen dieser Verkäufer an der Backe und muss
manchmal richtig laut werden, um sie wieder los zu werden. Augenkontakt ist
immer zu vermeiden, sonst gilt der Kaufvertrag schon als so gut wie
geschlossen.
Miriam und ich haben den ersten dementsprechenden Kontakt
mit einem Geigenverkäufer gemacht. Nach ein paar Tagen in Thamel fühlte ich
mich schon sicher, mit einem entschiedenen „No thank you“ hatte ich bis dahin
alle Avancen abgewehrt und keine Probleme. Vor allem in den ersten Wochen habe
ich Miriam in Thamel meistens getragen, da der Boden von Matsche ungeklärtem
Ursprungs übersät war und sonst bei den wie wahnsinnig fahrenden Autos, Rikschas
und Motorrädern 1000 Tode gestorben bin, wenn sie selbst in dem Gewusel
gelaufen ist. Miriam war also auf meinem Arm und hat über meine Schulter
geguckt, ich hab mir den Weg durch die Menschen und Fahrzeuge auf dem Weg zu
unserem Hotel gebahnt. Hinter uns hab ich das schiefe Gedudel einer nepalischen
Geige gehört, ein traditionelles Instrument das in Thamel von Straßenhändlern
verkauft wird, aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Plötzlich rieche
ich Zigarrettenrauch und der Kopf des Typen mit der Geige taucht neben mir auf.
Von ganz nah raunt er mir mit seinem starken Akzent ins Ohr: „Your baby like
the music!“. Vor Schreck bin ich erst mal einen Meter nach vorn gesprungen,
Miriam hat angefangen zu weinen, und wir haben dann keine Geige gekauft.
Excuse me, madam? |
Ein anderes Mal war ich alleine unterwegs und damit wohl
perfekt im Beuteschema eines Verkaufsgenies. Nach dem üblichen: „Excuse me
madam“ ist er seine ganzes Produktpalette durchgegangen. „You need hotel?“ „No thank you“ „You want to go trekking?“ “No
thank you” “Mountain flight?” “No thank you” “You want to smoke?” “No
thank you.” Aber er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, musterte mich
einmal ganz genau von oben bis unten, beugte sich vor und flüsterte “Boyfriend
for rent?”… Als ich dann laut auflachen musste, hat er schließlich doch
aufgegeben und sich einen anderen Kunden gesucht.
Dass man immer wieder
von den gleichen Leuten auf das gleiche angesprochen wird, kann aber auch ganz
schön nerven. Und so ist auch mein erster kleiner Gefühlsausbruch auf
Kathmandus Straßen einem penetranten Trekkingtourenverkäufer geschuldet (alle
weiteren Ausbrüche gehen auf das Konto von diversen Taxifahrern…). Nachdem mich
der gleiche Typ zum dritten Mal am gleichen Tag gefragt hab, ob ich mit ihm
wandern gehen will, hab ich mich zu ihm umgedreht und ziemlich laut gesagt:
„Guck mich an und merk dir mein Gesicht. Ich werde hier für drei Jahre wohnen
und ich werde definitiv niemals mit dir trekken gehen. Lass mich in Ruhe!“. Der
Typ ist ganz verdattert abgezogen, und für ein eine lange Zeit hatte ich meine
Ruhe. Gestern bin ich wieder in „seiner“ Straße unterwegs gewesen, und
plötzlich tönte aus einem Hauseingang das vertraute „Excuse me madam.
Trekking?“. Ach, was solls…
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