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Donnerstag, 7. August 2014

Workshops, Fischteiche, Toiletten und Sri Lanka



Mit Erschrecken  habe ich gerade festgestellt, dass mein letzter Blogeintrag ganze vier Monate zurückliegt. Mein Gott, wie die Zeit verfliegt, ich kann es kaum glauben. Die letzten Monate waren aber auch unglaublich intensiv, es ist so viel passiert.
Erst mal habe ich es endlich geschafft, das Kernstück der Datenerhebung für meine Doktorarbeit hinter mich zu bringen: meine Workshops. Schon im Mai habe ich drei Workshops durchgeführt, einen mit den weiblichen Landwirten, einen mit den männlichen und einen mit den Vorsitzenden der lokalen Organisationen. Interessant war ja schon mal, dass drei Mal so viele Frauen da waren wie Männer (ich lass das jetzt mal so stehen…), und auch sonst sind sehr spannende Ergebnisse dabei rumgekommen. Wir haben eine gemeinesame Zukunftsvision entwickeln können und durchaus große Schnittmengen zwischen den Wünschen der drei Gruppen finden können, obwohl die größten Unterschiede in den Wahrnehmungen der Landwirte im Vergleich zu denen der Vorsitzenden lagen. Schwierig wird das dann, wenn diese alleine entscheiden können, z.B. hat der Geschäftsführer der Lokalregierung fast das ganze Jahresbudget in den Straßenbau gesteckt, weil er der Überzeugung war, dass das das Dringendste für die Landwirte sei. Als aber in der Diskussion niemand von Straßen geredet hat, sondern alle nur von Wasser, hat er auch schön blöd aus der Wäsche geguckt. Ich hoffe mal, dass der Workshop für ihn wenigstens den Anstoß gegeben hat, nächstes Jahr vielleicht mal vor dem Ausgeben des Geldes mit denjenigen zu reden, die ja eigentlich davon profitieren sollen. Die nächsten Monate werden jetzt zeigen, ob sich die erarbeitete Vision auch umsetzen lässt, aber die Ergebnisse lassen sich jedenfalls schon mal sehr gut für meine Promotion nutzen. 

Partizipative Kartographie - sehr lustige Übung mit den Landwirten

Workshop mit den Vorsitzenden der lokalen Organisationen


Dieses Jahr haben wir einen großen Antrag von der Deutschen Botschaft genehmigt bekommen, so dass wir mit den Landwirten Toiletten und Fischteiche bauen, ein Bienen-, Kompost- und Silagetraining durchführen sowie einiges an Equipment kaufen können. So schön wie das ist, so bedeutet es dann doch auch unglaublich viel Arbeit für uns, jedes Projekt muss organisiert werden, Materialien müssen gekauft werden, Arbeit überprüft werden usw. Daher waren Sita und ich in den letzten Wochen viel unterwegs, haben Klärgruben und Fischteiche ausgemessen und begutachtet, Komposte fotografiert und viel erklärt und diskutiert. Fertig sind wir noch lange nicht, aber es geht gut voran und bis jetzt bin ich noch sehr positiv gestimmt, dass wir bis Ende November alle Projekte abgeschlossen haben werden. 

Wie lang muss das Rohr sein?

Miriam hilft fleißig beim Ausmessen eines Fischteiches



Im Juni sind wir dann mit meiner Mutter für zwei Wochen nach Sri Lanka gefahren, ich habe dort für zwei Tage eine Konferenz besucht und wir haben noch zehn Tage Urlaub drangehängt. Diese Zeit kam wirklich genau richtig zum durchatmen und hat uns allen dreien glaube ich sehr gut getan. Wir hatten eine kleine Cabana in der Nähe zum Strand gemietet und es mit den Gastgebern sehr gut getroffen. Da wir die einzigen Gäste waren, sind wir komplett umsorgt worden. Das Meer war Miriam nicht so ganz geheuer, vor allem nachdem ihr am ersten Tag direkt eine Welle über den Kopf geschlagen ist, aber dafür haben wir dann viele andere Dinge gemacht. Unter anderem waren wir auf einer Elefantensafari, sind Boot gefahren, haben eine Schildkrötenfarm besucht, viele Tempel gesehen und haben vor allem gut gegessen. Insgesamt ist die Zeit viel zu schnell vorbei gegangen und wir denken noch viel daran zurück.
 
Auf der Bootstour

Unser Hauptfortbewegungsmittel: das Tuk Tuk

Tänzer auf einer Prozession zum Vollmondfest


Hallo Schildkröte


Windig wars :-)


Im Safariauto
Elefanten ganz nah

Babyelefanten bei der Fütterung in der Aufzuchtstation
Kaum waren Miriam und ich wieder in Kathmandu, da ist auch schon meine Patentante Delia zu Besuch gekommen. In zehn Tagen haben wir Kathmandu und Kaule im Schnelldurchlauf mitgenommen, und mit Delia sind wir auch (nach zwei Jahren…) das erste Mal in Bhaktapur gekommen. Die Zeit war auch sehr schön, und es ist immer wieder interessant unser Leben hier mit den Augen von Freunden oder Verwandten aus der Heimat zu sehen, wenn diese zu Besuch sind. Da wir hier schon so lange leben (ok, relativ lange…), fallen mir viele Dinge schon gar nicht mehr auf…
Auch an unserer Wohnsituation hat sich einiges geändert, wir haben jetzt eine kleine Wohnung in Kathmandu und sind in Kaule aus unserem Haus ausgezogen. Die Wohnung in Kathmandu wurde nötig, da wir so viel Zeit dort verbringen und die Hotelrechnungen uns fast in den Ruin getrieben haben… Außerdem ist es sehr schön, jetzt eine feste Anlaufstelle zu haben, und haben wir jetzt eine eigene Küche mit dem Luxus von fließendem Wasser. Und fast unglaublich, Solar Power Back Up. Das heißt, auch wenn der Strom in Kathmandu weg ist (was in der Trockenzeit teilweise 16 Stunden am Tag der Fall ist) habe ich jetzt immer noch eine Steckdose, die funktioniert! Wie gesagt, Luxus pur :-). In Kaule wohnen wir jetzt wieder im Büro, unser Vermieter kommt aus den Emiraten wieder und wird selbst wieder in das schiefe Häuslein einziehen. Miriam ist ein wenig traurig, weil sie sich mit der Nachbarin angefreundet hatte, aber die kann sie ja immer noch viel besuchen, und im Büro fühlt sie sich auch wohl. So lange keine Volontäre da sind, ist das auch vollkommen problemlos, was im Herbst wird müssen wir dann mal sehen.
Ihr seht, viel ist passiert in der letzten Zeit, und viel wird passieren in der nächsten Zeit. Ich verspreche nichts mehr, aber ich werde mich bemühen, regelmäßiger hier zu berichten.

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