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Dienstag, 18. August 2015

Your baby like the music!



In den Straßen von Kathmandus Touristenviertel Thamel wird versucht alles zu verkaufen, was man sich vorstellen kann. Von Tigerbalsam über Trekkingtouren bis zu Drogen aller Art und Couleur versuchen Straßenverkäufer, ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen und können dabei ganz schön penetrant sein. Eine Zehntelsekunde zu lang in die entsprechende Richtung geguckt, und schon hat man einen dieser Verkäufer an der Backe und muss manchmal richtig laut werden, um sie wieder los zu werden. Augenkontakt ist immer zu vermeiden, sonst gilt der Kaufvertrag schon als so gut wie geschlossen.
Miriam und ich haben den ersten dementsprechenden Kontakt mit einem Geigenverkäufer gemacht. Nach ein paar Tagen in Thamel fühlte ich mich schon sicher, mit einem entschiedenen „No thank you“ hatte ich bis dahin alle Avancen abgewehrt und keine Probleme. Vor allem in den ersten Wochen habe ich Miriam in Thamel meistens getragen, da der Boden von Matsche ungeklärtem Ursprungs übersät war und sonst bei den wie wahnsinnig fahrenden Autos, Rikschas und Motorrädern 1000 Tode gestorben bin, wenn sie selbst in dem Gewusel gelaufen ist. Miriam war also auf meinem Arm und hat über meine Schulter geguckt, ich hab mir den Weg durch die Menschen und Fahrzeuge auf dem Weg zu unserem Hotel gebahnt. Hinter uns hab ich das schiefe Gedudel einer nepalischen Geige gehört, ein traditionelles Instrument das in Thamel von Straßenhändlern verkauft wird, aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Plötzlich rieche ich Zigarrettenrauch und der Kopf des Typen mit der Geige taucht neben mir auf. Von ganz nah raunt er mir mit seinem starken Akzent ins Ohr: „Your baby like the music!“. Vor Schreck bin ich erst mal einen Meter nach vorn gesprungen, Miriam hat angefangen zu weinen, und wir haben dann keine Geige gekauft. 
Excuse me, madam?
 Ein anderes Mal war ich alleine unterwegs und damit wohl perfekt im Beuteschema eines Verkaufsgenies. Nach dem üblichen: „Excuse me madam“ ist er seine ganzes Produktpalette durchgegangen. „You need hotel?“  „No thank you“ „You want to go trekking?“ “No thank you” “Mountain flight?” “No thank you” “You want to smoke?” “No thank you.” Aber er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, musterte mich einmal ganz genau von oben bis unten, beugte sich vor und flüsterte “Boyfriend for rent?”… Als ich dann laut auflachen musste, hat er schließlich doch aufgegeben und sich einen anderen Kunden gesucht.
Dass  man immer wieder von den gleichen Leuten auf das gleiche angesprochen wird, kann aber auch ganz schön nerven. Und so ist auch mein erster kleiner Gefühlsausbruch auf Kathmandus Straßen einem penetranten Trekkingtourenverkäufer geschuldet (alle weiteren Ausbrüche gehen auf das Konto von diversen Taxifahrern…). Nachdem mich der gleiche Typ zum dritten Mal am gleichen Tag gefragt hab, ob ich mit ihm wandern gehen will, hab ich mich zu ihm umgedreht und ziemlich laut gesagt: „Guck mich an und merk dir mein Gesicht. Ich werde hier für drei Jahre wohnen und ich werde definitiv niemals mit dir trekken gehen. Lass mich in Ruhe!“. Der Typ ist ganz verdattert abgezogen, und für ein eine lange Zeit hatte ich meine Ruhe. Gestern bin ich wieder in „seiner“ Straße unterwegs gewesen, und plötzlich tönte aus einem Hauseingang das vertraute „Excuse me madam. Trekking?“. Ach, was solls…

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